Am Brett und am Tisch immer voll konzentriert

Mariia hat Aufschlag und überlegt erst ein bisschen, wie sie die Bewegung ausführen möchte. Dann ändert sie noch mal kurz ihre Position, um den Aufschlag doch noch mal anders zu platzieren. Zielstrebig und immer voll konzentriert startet sie in die Ballwechsel. Die 10-Jährige spielt seit dem letzten Herbst mit ihrer großen Schwester Natalya bei uns Tischtennis, sowohl bei den Jungen 13 als auch regelmäßig bei den Mädchen 19.

So konzentriert, wie sie im Match zur Sache geht, ist sie auch beim Training – immer aufmerksam, motiviert und mit vollem Fokus auf die jeweilige Aufgabe. Diese Eigenschaften helfen der jungen Ukrainerin auch bei ihrem zweiten Hobby, das sie in einem Verein betreibt: Dem Schachspielen. Hier hat sie Ende Mai einen bemerkenswerten Erfolg errungen. In der Klasse der bis zu 12-jährigen Mädchen ist sie sensationell zum zweiten Mal in Folge Deutsche Meisterin (nach dem U10-Titel in 2023) geworden. Als Zehnte der Setzliste stand sie bei dem Turnier in Willingen schon einen Tag vor Ende des Turniers als Siegerin fest. Damit vertritt sie Deutschland bei der Junioren-Schach-WM, die im November in Italien ausgetragen wird. Ihr Ziel: „Welt- oder Europameisterin“ werden. Dafür trainiert Mariia, die auch Mascha genannt wird, mehrmals in der Woche mit ihrem ukrainischen Trainer per Videokonferenz und in ihrem Verein, dem Schachverein Erkenschwick 1923. „Ihr macht das alles sehr viel Freude“, berichtet ihr Vater Alexander, „besonders gerne macht sie Taktikaufgaben und übt das Endspiel“. Bei den oft stundenlangen Partien kommt ihr neben ihrer herausragenden Konzentrationsfähigkeit auch ihre körperliche Fitness zugute, die sie durch mindestens drei Mal Tischtennis-Training pro Woche und weitere sportliche Aktivitäten fördert. In der Ukraine hat Mascha auch regelmäßig getanzt, was nun ihrem vollen Terminplan zum Opfer gefallen ist. Dennoch pflegt die 10-Jährige einige weitere Hobbies und Interessen, sie selbst schätzt „so ungefähr zehn“. In ihrer Schule, dem Recklinghäuser Gymnasium Petrinum darf sie so oft sie möchte am Schul-Flügel Klavier spielen und hat schon erfolgreich an einem Wettbewerb teilgenommen. Dabei kann sich Mascha nicht festlegen, welches Hobby ihr am wichtigsten ist. „Mir macht alles viel Spaß“, berichtet sie begeistert.

In der Ukraine hat Maschas Familie zuletzt in Kiew gelebt. Im Alter von sechs Jahren begann sie dort ungefähr zeitgleich mit dem Schach und dem Tischtennis spielen. Kurz nach dem Ausbruch des Krieges floh sie mit ihren Eltern und Schwestern nach Deutschland. Eine Freundin der Familie lebte zu der Zeit in Recklinghausen und empfahl den Bohatyrov(s) ebenfalls dort hinzukommen. Kaum einen Monat nach ihrer Ankunft wurde der Schachverein Erkenschwick bereits auf Mascha aufmerksam und nahm sie als Mitglied auf. Nur einige hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt trainierte auch der Tischtennisverein ETG Recklinghausen, so dass Mascha und Natalya auch dieses Hobby fast nahtlos fortsetzen konnten. Nach gut einem Jahr gab es dort kein angeleitetes Jugendtraining mehr, und über Verbandstrainer und Roland-Spieler Daniel Gerhards kam der Kontakt zu Roland Rauxel zustande. Nach einem Probetraining entschlossen sich Natalya und Mascha, Roländerinnen zu werden. Das Training bei uns im Verein, beim Schach und ihre diversen anderen Aktivitäten haben den beiden sicher geholfen, sich fern der Heimat einzuleben, viele neue Kontakte zu knüpfen und die neue, nicht gerade unkomplizierte Sprache zu lernen.

Die Roländer Familie freut sich, dass beide bei uns sind. Durch ihre Herzlichkeit und die Begeisterung, die sie ausstrahlen, bereichern sie jedes Training. Wir sind gespannt, wohin sie der Weg noch führen wird, sei es am Tisch, am Brett, an den Tasten oder auf der Tanzfläche.